Benin, Westafrika
Ein kleiner Reisebericht über ein sehr außergewöhnliches Land
Was es zu sehen gibt, wie man sich bewegt
Seite 1 von: -1- -2- -3-
-4-
Benin ... ist sicherlich kein klassisches touristisches
Reiseland. Was keineswegs bedeutet, dass es sich nicht lohnen würde, nach Benin zu reisen. Auch wenn das Land,
entsprechend den Erwartungen eines in Klischees denkenden Afrikareisenden, weder mit wilden Tieren noch
mit Safaris
aufwarten kann, hat es doch mehr zu bieten, als man in 14 Tagen erleben und besichtigen kann.
Das liegt (leider) unter anderem an einem von Benins Hauptproblemen: Dem Transportwesen.
Aber gerade durch seine Eigenarten, initiiert durch landestypische
Merkmale, auch dem der Fortbewegung, wird das Land interessant. Man ist erfinderisch und bewegt
sich und alle erdenklichen Waren auf kreative, manchmal atemberaubende Weise -
auch
über längere Strecken.
Oft sind dann photographische Leckerbissen dabei. Hier ein paar erste Beispiel::
Sollten sich jetzt bei Ihnen
Wasserzeichen auf die Bilder verirrt haben, so ist dies gewollt, denn sie sollen aus
urheberrechtlichen Gründen (manchmal sind auch Personen abgebildet) nicht
anderweitig verwendet werden können (hier nur zur redaktionellen Nutzung). Sie haben
nur die Funktion anzuregen und
zu veranschaulichen, und sollen auch keinem anderen Zwecke zugeführt werden.
Noch ein paar Schnappschüsse eines der Merkmale des Landes:
Sich selbst bewegt man in diesem Land, wenn man die Möglichkeit dazu hat, am besten im Schutz, in der Obhut, oder mit
der Unterstützung einer (Hilfs-) Organisation (oft sogar der Anlass nach Benin zu reisen),
von deren praktisch aus
jedem wohlhabenden Land der Welt welche ansässig sind. Weiterführende Hilfe
kann im Zweifel auch die Botschaft geben. Oder man reist mit
Hilfe eines ortsansässigen guten Freundes, der die Gelegenheit hat, vertrauenswürdige
Ersatzteile zu praktisch dem gleichen Preis wie bei uns in seinen
pistentauglichen PKW einbauen zu lassen.
Diese werden nämlich nur dann nicht mehr weiterverwendet, wenn die auffindbaren
wirklich schlechter sind als die noch im Besitz befindlichen. Und das kann dauern.
Irgendwo treibt man immer noch ein minimal besseres Ersatzteil auf.
Wenn der Wagen restlos überladen unter seiner Last zusammenbricht, dann ist der
beniner Fahrer im internationalen Vergleich wahrscheinlich immer noch ein Guter.
Denn der Zustand der Strassen, die, obwohl asphaltiert,
und das ist das perfide, oft mit tiefen Schlaglöchern versehen sind, ist
katastrophal. Da kann es
schon mal passieren, dass man in seinem Überholvorgang abrupt gestört wird, weil man
vorauszusehen glaubt, dass die Achse der Sprungtiefe einem plötzlich
auftauchendem Schlaglochs nicht standhalten
würde. Oder der Neigungswinkel des Gefährtes entspricht kurz vor dem Umkippen gezwungenermaßen
dem des Straßenbelages.
Mehr als 30 bis 40 km/h sollte man als Durchschnittsbewegungsgeschwindigkeit in Benin
nicht veranschlagen,
und möglichst ein gutes GPS-System bei sich führen. Es gibt recht wenige Strassen, die
durch das
Land führen und oft jahrelang als Baustelle geduldet und geächtet sind. Die
meisten Nebenstrassen sind Pisten. Im Sand muss man mit genauso vielen
Schlaglöchern und Spurrillen rechnen. Und diese sind, schon wegen der
Regenfälle, zudem noch oft täglich anders.
Die Koexistenz der Fahrzeuge und der Fußgänger auf den abenteuerlichen Strassen
Benins klappt eigentlich sehr gut. Der Seitenstreifen gehört den Fußgängern,
deren Kleinste es ebenfalls schon gewohnt sind, den Verkehr von hinten an sich
vorbeibrausen zu spüren. Die Fahrbahnbreite, wo immer Platz ist, gehört den
Autos. Die
Motorräder quetschen sich überall durch, und den LKWs macht man unbedingt
Platz.
Und dabei gab es sogar mal ein
funktionierendes Eisenbahnsystem. Die Geleise von Cotonou nach Porto Novo sind noch durchgängig zu
sehen. Auch dem großen See entlang, dem Lac Nokue, und in Richtung Ouidah, also gen
Togo, sieht man noch deren Überreste, oder gar eine verrostete Bahnbrücke, der einst
580 Bahnkilometer. Warum soll man sich um sie kümmern, die Infrastruktur
funktioniert doch auch ohne Eisenbahn. Sogar auch ohne Verkehrsbeschilderung, denn diese
ist hier ebenfalls rar, entweder übergroß, weil gesponsert, oder bis zur
Unkenntlichkeit verdreckt.
Es ist wirklich kurios zu sehen und vielleicht auch ansatzweise zu verstehen,
wie dieses Land funktioniert: Irgendwie geht es immer, auch wenn es an Allem mangelt.
Not macht erfinderisch. Benzin wird zum Beispiel zu 90%, staatlich toleriert,
schwarz verkauft, weil sonst die Versorgung nicht gewährleistet wäre. Gibt's
alle paar Kilometer in Mehrliter-Flaschen zu kaufen. Ruinen von Telephonzellen
zeugen vom Handyzeitalter. Oh well.
Schupos, die den Verkehr regeln, sind selten auszumachen, ihre Hochstände aber allerorts
sichtbar. Und wenn sich wirklich ein Verkehrshüter
überflüssigerweise in der
Gegend rumtreibt, dann irgendwo daneben, aber nicht in seiner Kanzel. In eine
Kreuzung wird sich im Allgemeinen rücksichtsvoll reingemogelt, dann, wenn
kleinste Lücken entstehen. Und so kommt es das, bis zur Unendlichkeit verzahnt,
verschachtelt und verkeilt,
manchmal gar nichts mehr geht.
Wir kommen sicherlich noch mal auf den Verkehr in Benin zu sprechen, denn er ist
wirklich eine Attraktion des Landes. Aber vielleicht sollten wir mal da
anfangen, wo es ein Einreisender im Allgemeinen auch zu tun pflegt: Am Flughafen
in Cotonou.
Es ist der einzige internationale Flughafen des Landes, dafür winzig und
unorganisiert. Das Einreiseformular wurde in unserem Flugzeug nicht verteilt, und so
herrscht schon vor der Passstelle ein erstes Durcheinander. Eine gesonderte Einheit
kontrolliert kurz dahinter stichprobenartig die Einhaltung der Impfpflicht
(zumindest Gelbfieber). Die Toiletten sind
defekt, während man auf sein Gepäck wartet. Man muss, aber darf auch, zum
Austreten nochmals zurück hinter die Passkontrolle. Der Flughafen ist fast schon umzingelt von
der Stadt, und wartet mit ein paar bescheidenen Hotels auf (auch ein paar Hotelketten tummeln
sich), die mehr auf Business-Gäste
eingestellt sind, als auf Touristen. Die Stadt ist sehr weitläufig, ohne
wirkliches Zentrum, was ein Erwandern unmöglich macht. Zum Ausgleich ist sie mit Motorradtaxis
ausgestattet. Das sind die mit den gelben Hemden
mit der Zulassungs-Nummer auf dem Rücken. Im Prinzip gelten Festpreise für eine Strecke
im Stadtgebiet.
An Sehenswürdigkeiten gibt es ein paar Monumente, Statuen, Verwaltungsgebäude,
eine gestreifte Kirche, ein Platz mit sozialistischer Vergangenheit, nichts
wirklich Umwerfendes.
Was man allerdings nicht versäumen sollte, ist der Markt Dantopka - angeblich Westafrikas
größter. Der ist nicht nur deshalb
bemerkenswert, weil man sich dort gut verlaufen kann. Es wird so unendlich viel angeboten,
dass man sich fragt, wo denn die Kunden herkommen sollen, die dies alles kaufen
sollen. Wahrzeichen des Marktes, unweit der Brücke über dem Flussauslauf des Lac Nokue
ins Meer ist
die Marktfrau, die alles auf dem Kopf trägt. Eine geniale Transportmethode,
die, wenn keine andere zur Verfügung steht, und sie von Klein auf geübt wird, die
weltweit Praktischste und Ergonomischste überhaupt ist. 20% des Eigengewichtes sollen dabei ohne
zusätzliche Anstrengung zu tragen sein. Vorausgesetzt man hat die dafür
notwendige richtige Gangart gelernt. Es gibt keine geeignetere Art, bei der wir Menschen
sperrigere oder schwerere Lasten über größere Strecken aus eigener Kraft bewegen
können. Wie die
Herren Doktores über die Bandscheiben im Laufe eines beniner Wirbelsäulenlebens
urteilen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Mitunter wird der ganze Körper umfunktioniert, und zum Beispiel als Verkaufs-Kleiderständer benutzt, und
dermaßen behängt, bis fast nichts mehr von ihm sichtbar ist.
Balancieren will gelernt sein und bedarf anscheinend genetisch geeigneter
Vorbedingungen.
All die Verkaufsartikel, all die vielen Menschen die verkaufen wollen, produzieren Abfall.
Und hier sind wir, neben dem Transportwesen, bei einer weiteren großen Thematik in
Benin. Es kümmert sich niemand darum. Außer einer städtischen Müllabfuhr in
landestypischer Art ist die Entsorgung nicht Teil ihres Gedankenkreises.
Und so ist dort, wo der meiste Handel getrieben wird, auch der größte Unrat zu
finden. Neben dem Markt, an den Grenzen zu den Nachbarländern, an den Straßenseiten
und natürlich ganz allgemein in den Gebieten von großer
Bevölkerungskonzentration. Für unsere Augen
erschreckend. Ein Land müllt sich zu.
Dabei ist Benin, obwohl es unter den 20 ärmsten Ländern der Welt zu finden
ist, reich an fruchtbarem Boden. Dies ist ein Grund dafür, dass, bei allen
Defiziten, fast niemand Hunger leiden muss. Schon deshalb, so scheint es, ist
die Kriminalität nicht höher als beispielsweise bei uns in Mitteleuropa.
Ein weiterer Grund dafür scheint aber auch die Sorglosigkeit der Einwohner gepaart mit einer
relativen Genügsamkeit zu sein. Es schien mir in in Benin nicht unbedingt als erstrebenwert
zu gelten "reicher" zu werden, im Sinne von: "mehr Wohlstand zu
erreichen", sondern Zufriedenheit und Glück haben andere Quellen. Das
macht das Land zu Einem mit großem seelischem Reichtum. Wir sehen
fröhliche, gelassene, aber wenig sorgenvolle Gesichter.
Auch eine der Säulen auf denen die von uns dort erlebte Atmosphäre ruht.
Was kann man sich in 14 Tagen im Land anschauen? Wie weit kann man seine Fühler
ausstrecken? Wie weit reisen? Was gibt es sonst noch in angemessener, sprich
erreichbarer Entfernung von Cotonou?
Das kommt auf das zur Verfügung stehende Fortbewegungsmittel an. Da sind wir wieder beim Verkehr.
Es gibt Minivans für 9 Personen, mit 25 belegt, die dann los fahren, wenn sie voll
belegt sind.
Den Fahrpreis für alle Mitfahrer zu bezahlen, also das ganze Gefährt zu
mieten, wurde uns auch angetragen. Eine Möglichkeit, aber keine elegante, wie
ich meine. Die
Beniner sitzen oder hängen alternativ auch oft auf oder an meist überdachten Lastwagen.
Dafür, glaube ich, sind wir
nicht geübt genug. In dem Land hat man augenscheinlich andere Probleme als den lukrativen
Verkauf von Versicherungspolicen.
Und dann soll es noch Überland-Motorradtaxis geben. Das haben wir nie
näher beleuchtet, aber immer wieder welche gesehen. Wie kann man mit dem
Gewicht und bei dem hohen Schwerpunkt dem Fahrtwind trotzen?
Gesegnet sind die, die ein fahrbereites Auto zur Verfügung haben. Damit reist
es sich recht angenehm. Man erreicht in ca. 30 Minuten die Grenze nach Nigeria.
Einen Abstecher wert. Wie auch bei der nach Togo, dem Meer entlang in entgegengesetzter, in westlicher
Richtung, ist auch hier ein heilloses Gewusel und Durcheinander anzutreffen.
Sehenswert, wie scharf die Zöllner kontrollieren, bei Andershäutigen,
augenscheinlich Wohlhabenden, und all denen, bei denen ein kleiner Obolus für
Schmuggelware erhoben werden könnte. Alle anderen passieren mit der Menge, und durch sie
getarnt, unzählig ungehindert den Schlagbaum. Vorsicht: Beniner sind nicht nur nicht erfreut,
sondern sie verbieten es aktiv und regen sich auf, wenn man Photos schießt. Schon
die Aussicht auf eine auf sie gerichteten Kamera lässt sie aus der Haut fahren und
allergisch reagieren. An der
Grenze, besonders bei Staatsbediensteten, sollte man diese Reaktion nicht provozieren. Vorsorglich
sei es hier schon mal erwähnt.
Schon auf dem ersten "Ausflug" in Benin wird schnell deutlich, dass
die Menschen hier viel stärker in ihre natürliche Umgebung eingebunden sind als
wir. Die sie umgebenden Ressourcen bestimmen ihre Lebensinhalte zu einem sehr hohen
Grad. Nicht wie bei uns, wo die Existenz eines Sees maximal, wenn überhaupt,
den Tourismussektor beeinflusst, wird er in Benin für alle Anwohner in seiner
Nähe zum Lebensmittelpunkt. Deshalb bieten sich dem Reisenden in diesem Land
drei "Beobachtungszonen" mit großen Unterschieden zwischen den
Gewohnheiten der Anrainer am Meer oder am See bzw. Fluss und den
Bewohnern im Landesinnern. Der Alltag von Stadtbewohnern scheint
denen in allen Städten der Welt ähnlich.
Seite 1 von: -1-
-2- -3-
-4- -Nächste-
Erstellt und photographiert, copyright by:
2014
zurück zu der Auswahl Wandern/Rad
zurück zu Blitzzz-Bildern
zur
Küstenwanderung in Benin: Route des Peches
zur
Küstenwanderung Juist