Riskante Abschnitte sollten mit einem
kleinen Zeichen bedacht werden

zu dem Bild des Wege-Abschnittes

Natürlich ist die Schwelle zur Empfindung von Höhenangst bei jedem Mensch anders. Für einen nachvollziehbaren und allgemeingültigen Maßstab benötigt man aber objektive Merkmale. Ein möglicher Standart könnte sich damit auf die Beschreibung des Geländes bzw. des Weges beziehen.
Wenn zum Beispiel der Hang unterhalb des Wanderers abrupt so steil wird, dass er einen Blick auf den Talboden nicht zulässt, dann kann es ein sensibler Wanderer nicht ausschließen, dass es die Möglichkeit einer Felswand gibt. Ein Fehltritt (mit anschließendem Rutschen) könnte also zum Tod führen. Dadurch potenziert sich seine Angst für einen Fehltritt, und das kann subjektiv zu einem Zwang oder einer Blockade führen.
Der Eindruck von Lebensgefahr kann also, unter gewissen Voraussetzungen, allein durch die Nichteinsichtmöglichkeit des Hanges unterhalb des Weges entstehen.
Gibt es auf der Gesamtheit der Wanderstrecke auch nur eine einzige Passage dieser Art, dann sollte er mit einem Gefahrenstandartmerkmal versehen werden, und zwingend als anzeigepflichtig beurteilt werden. Denn bei einem Weg mit einem solchen Merkmal, kann die Angst zu Tode zu kommen entstehen und den Wanderer auf dem ganzen Restweg begleiten. Sieht man hingegen immer den Talgrund, verbleibt eine Restsicherheit im Kopf des Wanderers. Die Gefahr wird anders bewertet. Der Weg bleibt angenehm.
Deshalb wäre eine Kategorisierung von Wander- und Bergwegen, die im allgemeinen den Aufwand wohl nicht lohen würde, in zwei Kategorien sinnvoll. Ohne und mit potenzieller Lebensgefahr. Nur wenn ein Weg keine Markierung trägt gehört er zur ersten Kategorie, jedoch ist mit einem verlässlichen, also zwingendem Hinweis (z.B. Hang-Symbol) zu rechnen, wenn er lebensgefährlich sein kann und zur zweiten Kategorie gehört.
Für das Kriterium "lebensgefährlich" müssten drei Voraussetzungen erfüllt sein:
1. Mindestens ein Schritt (der Umkehrschluss aus "keinem einzigen Schritt") verläuft an einem Hang dessen Talsohle auf Grund der Steigung uneinsichtig ist.
2. Der Hang ist oder wird so steil, dass ein Fall (im Gegensatz zum Rutschen oder Kullern) außer Frage steht.
3. Die Bodenbeschaffenheit des Weges besteht an dieser Stelle aus nicht trittfestem, sondern aus lockerem Material, und bietet auch sonst keine Möglichkeiten des Haltes.
Denn wenn diese drei Vorraussetzungen erfüllt sind, könnte sich bei vielen Menschen ein Gefühl der Höhenangst einstellen, welches möglicherweise zu Unsicherheiten führt, und das Empfinden der gefahrvollen Wegewahrnehmung noch verschärft.
Eine Wanderkarte, wie die uns in diesem Fall vorliegende, verschafft falsche Sicherheit, weil alle Wege gleich bewertet sind (also ohne Hinweise). Hat man drei oder vier erwandert, rechnet man nicht mit einer wesentlichen Schwierigkeitszunahme auf einem anderen. Man erwartet gleichbleibende Zustände und Beschaffenheiten. Zusätzlich sind in dieser Karte zwei besonders schwere Stellen (Leitern, die wir bewusst nicht gehen) gekennzeichnet, also rechnet man um so mehr damit, dass der Rest der Wege ungefähr gleich ist.
Ein Weg, den man beginnt, und in dessen Verlauf sich schon durch große körperliche Anstrengungen oder kleine Unwägbarkeiten ein unangenehmes Gefühl einschleicht, bei dem wird, wenn man zum späteren Zeitpunkt auf sie trifft, eine wie oben beschriebene Stelle schnell zur unüberwindbaren Schwierigkeit.
Nicht der Gruppendruck, sondern die Gruppenzugehörigkeit lässt die Entscheidung der Umkehr nicht zu. Zudem kennt man den schon gelaufenen Weg, und weiß welche Schwierigkeiten dann auf einen zu kämen. Auch diese erscheinen dann nicht verlockend. Vielleicht lassen auch die Lichtverhältnisse eine Umkehr nicht mehr zu.
So kann eine kleine unglückliche Passage nicht nur den Spaß am ganzen Weg, sondern am Gebirgswandern überhaupt verderben. Und es ist doch schade um die vielen nichtgegangenen absolut sicheren Wege.




Oben die Aufnahme des ungefährlich erscheinenden Abschnittes (vielleicht 50 Schritte),
der so viel Gefühl auslöste.
Unten in rot die Stelle an der er sich auf der Karte befindet.
Die Vermutung bestätigt sich nachträglich: darunter befindet sich eine Felswand.




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