Wasserscheidengedanken
Die Baar ist einzigartig in der Struktur ihrer Fläche in
Bezug auf die Konsequenzen, die diese auf Wasser hat.
Flüsse können sich nicht kreuzen.


Wie ein Kapillargefäßsystem durchziehen die Zuflüsse, Bäche und Rinnsale der Donau
links und rechts von ihr, auch schon bevor sie ihren Namen bekommt, die Hügel der Baar.
Das auf den Kuppen der Erhebungen auftropfende Regenwasser fließt der Schwerkraft folgend
dem Hang hinunter und sammelt sich von beiden Seiten kommend in der Schnittstelle zum Gegenhang.
Dann geht weiter diese Kerbe entlang, der vor Jahrmillionen selbstgeschaffenen Rinne folgend,
in das erste quergelegte, stetig fließende Sammelreservoir eines Baches.

Das war die Variante in der für uns Menschen am Besten wahrnehmbaren Größendimension.
Diese kann sich jedoch ändern. Auch viel kleiner werden. Sehr viel kleiner.
Das Prinzip ist aber immer das Gleiche.

Tropfen versammeln sich zu Rinnsalen zwischen Steinchen und Erdverfestigungen,
die die gleichen Quer- und Längs-Strukturen besitzen,
wie die für uns besser wahrnehmbaren Hügeln, mit ihren Senken und Bächlein.
So auch auf der Baar, der Hochebene oder besser Hochmulde am Rande des Schwarzwaldes.

Nur dort, und das ist das besondere an der Baar,
existiert nicht nur ein Kapillarsystem dieser Art,
sondern deren zwei, die, der Außergewöhnlichkeiten noch nicht genug,
von der Natur noch zusätzlich engmaschig aneinander gelegt und verzahnt wurden. 

So bekommt nicht nur die Donau ein Großteil Ihres Quellwassers aus der Baar, sondern
auch die Wasserlieferanten des Rheins,
mit Neckar, Wutach, Eschach und deren Tropfenfängern durchziehen die Baar,
in der das Wasser zeitlos zusammenläuft und zusammensickert.

Gerade der Neckar ist das beste Beispiel dafür, wie Wasser sich einfach
der Schwerkraft folgend sammelt, bis das Becken voll ist,
und seit dem in einem steten Ablauf überläuft.
Dieses auch dann, wenn das Becken, so wie das Schwenningen Moos für den Neckar,
nicht strukturiert, sondern gar garstig moorastig ausgefranst ist.
Wo weit und breit keine große Schräge ist, kann Wasser nur sickern, nicht rutschen oder fließen.

Nicht desto trotz befindet sich die Brigach in unmittelbarer Nähe dieses Sickerplatzes.
Auch sie will bedient werden und auch sie sucht ihrerseits ihre Wasseropfer.
 Ein kleiner, naiver Regentropfen muss 
seinen Landeplatz schon arg mit Bedacht wählen, will er selbst entscheiden,
ob seine Reise in die Nordsee, sprich den Atlantik, oder in das Schwarze Meer
gehen soll.

Ein paar Meter nach Westen und er sickert ins Moos, ein paar mehr
nach Osten oder auch Süden, oder sogar Norden, je nachdem
wie sein Landeplatz strukturiert ist, und er landet über die Donau
in einem anderen, fast 3.000 Kilometer entfernten Meer.
Und Achtung, zu weit westlich hätte er die Stille Musel beehrt,
die heimlich und leise um den Sickerplatz des Neckars herum, auch wieder die Donau bewässert.
So können wenige Zentimeter Auftropfdifferenz zu einer Reise nach Wien oder Amsterdam werden.

Fast so wie dem entscheidungsbewussten Tropfen in Mitten der Baar,
ergeht es auch seinen Brüdern und Schwestern
auf deren Hügeln, Kuppen, Satteln und Kämmen,
die in jeder Größenordnung über die Baar und ihren Rändern verteilt sind.
Denn immer liegt ein Sympathisant des Rheins oder der Donau dazwischen.

Die "Europäische Wasserscheide", eine gedachte Linie von vielen hundert Kilometern,
geschwungen, verschlungen und verästelt, ist aber gerade hier auf der Baar
besonders intensiv zu erleben, weil ihre Hochmuldenstruktur
der Hauptwasserversorger der Neckarquelle und der Donauquelle ist.
Zweier wichtiger Flüsse unseres Landes.

Es macht viel Freude bei den Wanderungen auf der Baar über den Wasserablauf zu sinnieren,
und sich immer wieder in die Lage eines kleinen Wassertropfens zu versetzen.
Es ist kurzweilig, kann nachgelesen, sprich bewiesen werden, und ist deshalb geeignet,
zu einem schönes Gedankenspiel mit Rätselcharakter für alle Beteiligten,
egal ob groß oder klein, bei einer Wanderung auf der Baar, genutzt zu werden.
Und, obwohl "nur" in Wandergeschwindigkeit,
ändert sich die Fließrichtung unter den bewegten Füßen manchmal sogar minütlich.

Welches ist der LBtS-Ablauf mit den meisten Wasserscheidenquerungen?
Welchen Ablauf läuft man am meisten ab?
Wie oft überquert man bei allen 14 LBtS-Baar-Abläufen die
Europäische Wasserscheide?

Wir haben es nicht nachgezählt, aber ein paar duzend Mal wird es schon gewesen sein.


Donaugedanken


Alle LBtS-Baar-Abläufe im Überblick