Donaugedanken
So resolut wie die Mutter Baar der jungen Donau in Donaueschingen
den Weg nach Osten weist - als hätte sie diesen alleine nicht gefunden - so hartnäckig
beansprucht Donaueschingen den Besitz der Donauquelle.


Es ist schon etwas merkwürdig, mit welchen Argumenten in Donaueschingen für
die Beanspruchung des Titels "Donauquelle" ins Felde gezogen wird, bei dem Naheliegendsten aber,
dem der Quellflusslänge, die Ausnahme zur Regel gemacht wird.
Auch wird die "Rivalität", ja gar die Existenz der beiden
quellbildenden Flüsse Brigach und Breg wird erst gezwungenermaßen angesprochen.
Soll da etwas totgeschwiegen werden? Ist das die Taktik der letzten 1.000 Jahre?
Den Leser nur nicht erst auf falsche Gedanken bringen?
Sie gar nicht erst aufkommen lassen?

Wir hatten schon immer die höheren Beamte, die besseren Redner und Diplomaten.
War deren Einfluss gar grenzübergreifend bis in die außergewöhnliche und einmalige
Messmethode der Flusskilometer bei Mündung Null eingreifend?
Denn andersherum hätte dies ja eine eindeutige Definition der Quelle bedurft. Zufall?
Der Streit wäre vermutlich über den Kilometeranfang eskaliert.

Die Würdigungen der Donauquelle in Donaueschingen von anderen Staaten, als Zeugnis
der Authentizität der Donauquelle ist - natürlich - vorbildlich, aber menschengemacht,
und offensichtlich eine manipulative Praktik.

Das System der Namensgebung bei Flüssen ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen,
weltweit gleich, aber anders als bei der Donau angewandt:
Der längere Fluss ab Quelle ist beim Zusammenfluss der Namensgeber.
Der kürzere Quellfluss aber verliert seinen Namen.

Auch an der Quelle der Brigach wird dies natürlich nicht erwähnt.
Einzig die Quelle der Breg scheint nichts verbergen zu wollen, und spricht dies öffentlich an.
Kunststück, denn sie ist ja der längere Quellfluss.
Streng genommen würde die Donau demnach Breg heißen,
und die ersten Völkerwanderer haben es nur versäumt diesen Namen selbstbewusst 
ins Tal weiterzutragen. Oder haben sie es versucht?

Auf Grund der damals unerforschten Quelllagen von Brigach und Breg scheint schon zu dieser Zeit
der Grundstein für das Problem gelegt worden zu sein:
Es war schlicht einfacher einen eindeutig einer Quelle zuordnenbaren Namen zu vergeben,
als über die Herkunft zweier Bäche zu forschen, die sowieso "kein Stadtrecht" hatten.
Und so marschierten sie los, immer dem Fluss entlang, mit dem Namen "Donau" im Gepäck.

Das es über die Namensgebung schon ein paar Jahre Streit gegeben haben muss,
wird auch dem unsensiblem Donauinteressenten immer wieder deutlich:
Bewusst werden wichtige Worte wie Donau, Quellfluss o.a.
vermieden, dort wo sie treffender nicht hätten platziert und benutzt werden können.
Es liest sich oft so, als hätten schon seit dem Mittelalter die Gerichte
die Wortwahl immer weiter verfeinert.

Arme schöne Donau.
Der Streitwert war schon immer proportional zur Schönheit des Streitobjekts.

Die Natur ist unendlich vielseitig aber eindeutig. Sie geht jedem Streit aus dem Weg.
Fast als hätte sie's geahnt, und um den streitbaren Menschen ein
Schnippchen zu schlagen, verschwindet die Donau nach einigen Fließkilometern
wieder im Erdreich und wurde, je ärger man sich über die Jahrhunderte stritt, desto mehr,
zu einem wassergebenden Zufluss des Rheins, der Aach.
Sie, die Mächtige, gibt sich genau an diesem Punkt auf, und entzieht sich damit einfach
allem irdischen und kleinkarierten Quellklüngel.
Nichts mehr mit Namensgebungsquerelen und Quellflusslängengerangel.
 
Demnach wäre der Krähenbach, direkt nach der ersten Versickerung der längste Zufluss
und namensgebender Quellfluss der Donau.
Aber wie hört sich das denn an? Und auf internationaler Ebene? Kann dies
der Name für den zweitlängsten Strom Europas sein?

Um den Menschen noch etwas weiter zu verwirren, versickert die Donau, oder der Krähenbach,
später noch ein zweites Mal, wieder in Richtung Rhein.

Und um die Namensgebung praktisch und faktisch unmöglich zu machen, erfolgt die Versickerung
jeweils nicht ganzjährig sondern nur, je nach Schneeschmelze, zu gut 200 Tagen im Jahr.
Sollte man da heutzutage nicht eine gerichtlich definierte Meldung taggenau um die Erde schicken,
immer dann, wenn die Donau ihren Namen ändert?

Als Bekenner zur Natur, freut man sich fast diebisch darüber,
wie sie allen namensgebenden Versuchen und Gerichtsentscheiden zum Trotz
den Menschen mit ihrem Ideenreichtum sogar mehr als nur ein Schnippchen schlagen konnte.

Würdige schöne Donau.
Die Natur schuf sie einzigartig.
Und wir haben, aber aus naturgegebenen, demütigen Gründen,
fast keine andere Wahl als bei dem Namen Donau zu bleiben.
Alles andere würde diesem Fluss nicht gerecht.


Wasserscheidengedanken

LBtS-Baar-Ablauf im Überblick